Auf der RatCon 2013 gab es einen interessanten Workshop, den ich leider verpasst habe. Eevie Demirtel und Alex Spohr diskutierten mit den Anwesenden über "Das Spiel mit den Geschlechtern".
Während sie dies taten hat übrigens ein rundlicher Rollenspieler eine wunderschöne und weltfremde Feuermagierin in einer Demo-Runde Splittermond gespielt. Ich selbst spielte den Archetyp der pragmatischen Protektorin. Das machte nicht nur Spaß, auch sonst gibt es in meinen Runden immer mal wieder Damen die Herren spielen und umgekehrt. Der "Geschlechterwechsel" ist zwar bisher eher die Ausnahme als die Regel, aber sicherlich nicht unüblich.
Natürlich hat mein Kumpel Stefan bei uns noch immer Elfenverbot, aber etwas weibliches haben wir ihm bisher nicht konkret verboten. Und warum sollte das nötig werden? Ich zähle mal ein paar Kritikpunkte auf, die üblicherweise in der Diskussion auftauchen und u.a. auch im Workshop genannt wurden und will sie entkräften, da ich das doch lange nicht so problematisch sehe, wie anscheinend viele andere Mitmenschen. Empfohlen sei auch noch das gleiche Thema vorallem wegen den dazugehörigen Kommentaren bei den Teilzeithelden.
- Das andere Geschlecht zu verkörpern ist abnormal oder betrügerisch.
Achtung: Provokative, plakative und nicht zuletzt völlig subjektive Einschätzung meinerseits: Diese dämliche Ansicht basiert zum allergrößten Teil auf Homophobie.
- Wegen der typischen Unterschiede der Geschlechterrollen, können Männer nie richtig Frauen darstellen und umgekehrt.
Das halte ich für quatsch und der Spielleiter muss es sowieso die ganze Zeit tun. Denn ich sehe darin eher die rollenspielerische Herausforderung. Sicherlich würde ich im LARP keine Frau darstellen wollen, da ich das mit meinem Bass in der Stimme und meinem Vollbart auch gar nicht rüberbringen könnte. Jedoch habe ich im Star Trek Live ein paar mal einen vereinigten Trill gespielt. Der Symbiont war bereits in seinem zweiten Wirt. Der Erste war eine Frau. Das brachte ich ins Spiel, in dem ich mich bei "Frauen"-Gesprächen einbrachte, auch wenn das auf die Damen vielleicht absonderlich wirken konnte, wenn ich als Mann mit ihnen schnatterte.
Egal ob Herausforderung, Erforschung meiner femininen Seite oder sonstige gute Gründe: Es gibt jede Menge, um mal den Blick über den Tellerrand zu wagen. Daher ist es auch so wichtig, dass in Fantasywelten wie Aventurien mit Landstrichen (Mittelreich, Südaventurien, Bornland und Thorwal allen voraus) wo Gleichberechtigung herrscht, Möglichkeiten geboten werden, dass man auch mit weiblichen Charakteren die meisten eher maskulinen Professionen ergreifen kann.
- Es verwirrt die anderen.
Diejenigen, die das stört tun mir leid. Denn wenn man ständig damit Probleme hat sich zu erinnern, welches Geschlecht der Charakter meines Mitspielers hat, der wird sich dann ja wohl auch kaum vorstellen können, das der 1,90m Hüne am Tisch einen Zwerg und der 1,65m Hänfling einen Krieger mimt. Ich habe mich auch schon ein paar in unserer Runde vertan. Das kommt vor. Aber vorgeht das Spiel. Und in unserem fantasievollen Spiel will ich meine Fantasie von der Weltbeschreibung und den Regeln in gemeinsame Bahnen gelenkt wissen und nicht unnütz eingeschränkt werden.
Ich schätze man merkt, dass ich klar Pro "auch mal anderes Geschlecht spielen" tendiere. Um das Thema aber mal etwas objektiver zu betrachten, habe ich bereits ein Interview mit der Sozialpädagogin Antje Klewinghaus angefragt. Es kann aber noch 1-2 Wochen dauern, bis wir einen gemeinsamen Termin für das Gespräch finden. Ich werde es dann in einem zweiten Teil wahlweise als Mitschrift oder als Podcast nachreichen.
Und bis dahin interessieren mich deine Erfahrungen und Gedanken dazu. Schon mal romantische Elemente "mit dem anderen Geschlecht" im Spiel erlebt? Hast Du Angst vor Mannsweibern? Wurde schon Mitspielern neben Elfen- auch Frauenverbot erteilt? Spielen alle Mädels in deinen Runden nur Kerle? Und wie fühlst du dich dabei?
Oder hast Du zu dem Thema bestimmte Fragen, die ich Antje stellen sollte?
Darüber sollten wir reden.
Edit 19.09. 12:40 Uhr:
Ich habe zu diesem Thema eine Umfrage erstellt.